Hier soll es nicht um einen Quellen-basierenden Text aus der Forschung gehen und auch nicht um Auflistungen von Statistiken, die deutlich machen, wie hoch sich der Stellenwert von Selbsthilfe/Selbstbefähigung/Empowerment darstellt.
Sondern hier schreibe ich aus meinen eigenen Erfahrungen heraus und aus dem Erfahrungsaustausch mit ebenfalls Krisenerfahrenen.
Im August 2015 endetet mein bislang letzter Klinikaufenthalt. 12 Wochen hatte ich in der Tagesklinik im Zentrum für Psychosoziale Medizin Itzehoe, das „Step´s – Programm“ durchlaufen.
Es basiert auf einer Verhaltenstherapie und dadurch erhielt ich viel Unterstützung, um mich dann, selbst befähigt, mit meinen Depressionen und meiner Angststörung auseinander setzten zu können.
Selbstbefähigung ist vielleicht für den einen oder anderen erstmal ein sperriges Wort.
Ein anderes Wort dafür ist „Empowerment“ und umschreibt genau gesagt die Fähigkeit seine Erkrankung von allen Seiten kennen zu lernen, sich mit all ihren Facetten auseinander zu setzten, Strategien zum Umgang zu erlernen, aus seinen eigenen Ressourcen zu schöpfen und sich somit aus der hilflosen Position einer psychischen Erkrankung lösen zu können und dabei auch zu stabilisieren.
Die einzige Voraussetzung, die jeder braucht, um Selbstbefähigung/Empowerment erlernen zu können, ist der „Willen zum Grillen“… 😉
Spaß beiseite, ich möchte hier nichts „belustigen“, auch wenn schon meine Omi zu sagen pflegte: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“.
Es braucht eine klare Entscheidung sich helfen zu lassen und ein deutliches Ja zu sich selbst, die Konsequenzen aus dieser Entscheidung anzunehmen um Selbstbefähigung zu erlernen und dann auch erleben zu können.
Das befreiende Gefühl, dass sich einstellt, wenn die Hilflosigkeit milder wird und die Kontrolle über den Alltag wieder greifbarer wird, ist das Geschenk für die Entscheidung, die getroffen wurde.
Diese Entscheidung hatte ich in der tiefen Krise meiner psychischen Erkrankung getroffen und saß, am Ende meiner Kräfte, dem Leiter der Tagesklinik gegenüber und hörte ihn sagen: „Wenn sie in dem Programm starten, werden sie in die 5. Klasse des Gymnasiums eingeschult und nach 12 Wochen machen sie dann Abitur!“ Ein erschreckender und gleichzeitig hoffnungsvoller Moment.
Nachdem ich mein „Abitur“ in der Tasche hatte und aus dem geschützten Rahmen der Tagesklinik entlassen war, bereit mich mit Hilfe der Selbstbefähigung weiter auf meinen Genesungsweg zu gehen, traf ich als erstes auf die langen Wartezeiten bei Therapeuten.
So erging es auch einigen meiner ehemaligen Mitstreiterinnen aus der Tagesklinik.
Nun hatten wir die Wahl uns diesen langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz hin zu geben oder unsere gerade erlernte Selbstbefähigung zu nutzen.
Wieder war eine Entscheidung zu treffen, um uns weiter aus der hilflosen Position mit unseren Erkrankungen lösen zu können.
So gründeten wir die Step by Step Selbsthilfegruppe und trafen uns nun regelmäßig.
Jedoch nicht nur zum Austausch über unsere aktuellen Befindlichkeiten, sondern auch damit wir gemeinsam unseren Genesungsweg mit Hilfe der Selbstbefähigung weiter voran gehen konnten.
Ohne es genau zu wissen, was wir durch unsere Selbsthilfegruppe erlebten, haben wir uns gegenseitig empowert und uns auch so miteinander weiter stabilisiert.
In den folgenden Jahren wurde diese Selbsthilfegruppe zu einem wichtigen Wegbegleiter auf meinem Genesungsweg. Sie besteht bis heute und wird immer wieder von Teilnehmern genutzt, um sich auf den jeweiligen persönlichen Genesungsweg zu begeben und dadurch Stabilität sowie Selbstbefähigung zu erfahren.
An dieser Stelle ist es mir wichtig zu sagen, dass die Selbsthilfe kein autonomer Teil eines Genesungsweges ist, sondern ein wichtiger Anteil dabei ist.
Selbsthilfe kann eine gute Überbrückung/Alternative für Wartezeiten auf Klinik-Therapieplätze sein.
Selbsthilfe ermöglicht den Austausch mit ebenfalls krisenerfahrenen Menschen, die aus ihren Erfahrungen auch Erfahrungswerte schöpfen und miteinander teilen.
Selbsthilfe bedeutet für mich bis heute, dass ich mich selbst organisiere, mich selbst reflektiere, Kontakte knüpfe, mich orientiere, mich informiere und mir auf diese Weise ein Netzwerk aufbaue.
Denn genau dieses Netzwerk kann mir in einer möglichen Krise dabei helfen in meiner Selbstbefähigung zu bleiben und diese Krise leichter überwinden zu können.
Letztendlich bedeutet Selbsthilfe für mich auch, mich gut um mich selbst zu kümmern.
Mich darin zu üben meine Köpersignale kennen zu lernen sowie sie deuten zu können.
Dabei sind Achtsamkeitsübungen und Resilienztraining sehr hilfreich, um sich realistisch einschätzen zu können.
So, nun habe ich eines meiner Herzensthemen beschrieben und werde sicher bald über weitere Herzensthemen schreiben.
Wer nun gerne weiter Informationen rund um die Selbsthilfe/Selbstbefähigung/Empowerment haben möchte, ist herzlich eingeladen Kontakt zu mir aufzunehmen.
Die Kontaktdaten oder auch ein Kontaktformular sind auf dieser Website zu finden.
Ich freue mich auf einen regen Austausch.